Paranoia is my lifestyle – Das Geschäftsmodell mit negativem Denken

Paranoia is my lifestyle – Das Geschäftsmodell mit negativem Denken

Ich habe dieses Motiv entworfen, weil ich mich selbst ab und zu dabei erwische, wie ich von Schlagzeile zu Schlagzeile scrolle und merke wie gezielt mein Hirn nach Negativem sucht. Das macht man zwar nicht absichtlich, sondern hat evolutionäre Gründe aber trotzdem fühlt man sich manchmal bisschen dirty dabei wenn man es bemerkt :D

Frieden, Stabilität und Vernunft fühlen sich oft an wie fragile Ausnahmen in einer zunehmend polarisierten Welt. Und wer einmal angefangen hat, sich durch Negativschlagzeilen zu scrollen, weiß, wie leicht es ist, sich darin zu verlieren. Willkommen im Zeitalter des Doomscrolling.

Was ist Doomscrolling – und warum betrifft es uns alle?

Doomscrolling beschreibt das zwanghafte Konsumieren von schlechten Nachrichten – selbst wenn sie uns überfordern oder belasten. Es ist kein reines Medienphänomen, sondern ein psychologischer Reflex. Das Gehirn reagiert stärker und schneller auf negative Reize als auf positive.


▶ * Studien der University of British Columbia zeigen: Unser Gehirn speichert negative Informationen nicht nur tiefer, sondern verarbeitet sie auch intensiver.

▶ * Neurowissenschaftler John Cacioppo beschrieb dies als Negativity Bias – die Tendenz, negativen Reizen mehr Aufmerksamkeit zu schenken als positiven.

*Quellen dazu findet ihr am Ende der Page

Social Media hat diese Tendenz zur Endlosschleife gemacht: Swipes, Push-Nachrichten, Clickbait-Überschriften. Plattformen profitieren von unserer Angst, unserer Wut und unserer Neugier auf das nächste Desaster.
Wer kennt nicht die beschissenen YouTube Clickbait Titel wie: 

„Wie konnte das passieren?! 😢“

„Er hat ALLES verloren – wegen EINER Entscheidung…“

„Das Internet RASTET AUS wegen DIESEM Vorfall!“

„Sie wurden BETROGEN… und keiner hat es bemerkt!“

Und unser Affenhirn denkt sich: Oh nein, was ist da nur passiert? Ich muss es unbedingt wissen!

 

Schlechte Nachrichten = gutes Geschäft

Medienhäuser – egal ob öffentlich-rechtlich oder privat – konkurrieren um Klicks, Shares und Aufmerksamkeit. Und Aufmerksamkeit bekommt am zuverlässigsten, wer Empörung oder Angst auslöst. Das führt zu:

 

  • dramatisierten Schlagzeilen („Letzte Warnung!“, „Deutschland am Limit!“)
  • emotionalisierten Debatten (meist schwarz-weiß dargestellt)
  • algorithmischer Verstärkung (die Plattform zeigt dir mehr vom Gleichen)

So entsteht eine Realität, die oft nicht falsch ist – aber extrem verzerrt.
Die Folge: Wir denken, die Welt sei schlechter, als sie ist.

 

Als persönliche Empfehlung: das Buch Factfulness. 
Es vermittelt einen fundierten, zahlenbasierten Blick auf die Welt, der überraschend optimistisch stimmt – ganz ohne Verharmlosung, aber auch ohne Panik. Danach fühlt man sich tatsächlich ein Stück zuversichtlicher.

 

Ein Paradoxon: Mehr Informationen, weniger Orientierung

Eigentlich könnten wir durch digitale Medien besser informiert sein als je zuvor. Stattdessen passiert oft das Gegenteil: Wir fühlen uns überfordert, gestresst, gelähmt.

Die ständige Konfrontation mit negativen Inhalten:

  • fördert Zynismus: „Alles ist eh kaputt“
  • erzeugt Misstrauen: „Man kann niemandem mehr glauben“
  • bremst Engagement: „Was soll ich denn schon tun?“

Das macht anfällig für populistische oder apathische Haltungen – beide brandgefährlich. Paranoia als Lifestyle ist kein Witz, sondern Realität für viele Menschen im digitalen Dauerfeuer.

 

Eine weitere Ebene - die politische Dimension: Angst verkauft sich – und wird genutzt

Es gibt Akteure, die gezielt auf diese kollektive Verunsicherung setzen. Sie säen Misstrauen, verbreiten verzerrte Informationen oder zielen auf emotionale Überreizung ab. Paranoia wird zur Strategie:

 

  • gegen Geflüchtete, Queers, Klimaaktivist*innen
  • für Überwachung, Einschränkungen, autoritäre Maßnahmen

 

Angst macht gefügig. Wer sich bedroht fühlt, ist schneller bereit, Freiheit gegen vermeintliche Sicherheit einzutauschen. Oder auch: für die stärkste Stimme im Raum zu stimmen – egal, wie extrem sie ist.

 

Wie entkommen wir der Negativspirale?

Ich sage nicht: Augen zu und ignorieren.

Aber: Wir brauchen neue Mediengewohnheiten. Hier ein paar Ideen:

  • News-Fasten: 1x täglich seriöse Quellen lesen – kein Dauerstreaming.
  • Push-Nachrichten aus: Keine Trigger vom Sperrbildschirm.
  • Curated Feeds: Nur Quellen abonnieren, die faktenbasiert berichten.
  • Positives gezielt konsumieren: Es gibt auch gute Nachrichten – wirklich!

 

Und vielleicht hilft auch ein bisschen Ironie. Zum Beispiel in Form eines Shirts, auf dem steht: Paranoia is my lifestyle. Manchmal ist Humor der erste Schritt raus aus der Ohnmacht.

 

👉 Hier geht's zum Shirt:
Klicki Klicki


 

 

Quellen

 

Cacioppo et al., University of Chicago: Negativity Bias in Brain Responses
Harvard Business Review: Why We’re Drawn to Negative News
University of British Columbia: The emotional impact of news stories

 

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